Dubai – Das New York Arabiens – Teil 11: Märchen aus 1001 Nacht in Abu Dhabi

Ein Traum wie aus Tausend und einer Nacht. Nur wer es mit eigenen Augen gesehen hat, kann es verstehen.

Heute war Ausflugstag, aber nicht mit einer Tour, sondern auf eigene Faust. Ziel war das Nachbaremirat Abu Dhabi und die dortige große Moschee. Doch dazu musste ich erstmal nach Abu Dhabi kommen. Ich bin also mal wieder kurz nach 6 aufgestanden und dann nach einem kurzen Frühstück direkt mit der Metro zur Station IBN Battuta am anderen Ende der Stadt gefahren. Dies sind 29 Stationen vom Hotel gewesen und dauerte gute 40 Minuten. Dort musste ich aber feststellen, dass der Bus nach Abu Dhabi gerade weg gewesen sein musste und dass, obwohl er laut meinem ausgedruckten Fahrplan erst in gut 20 Minuten fahren sollte. Laut dem Fahrplan an der Haltstelle sollte er aber in 10 Minuten fahren und lt. der Anzeige in knapp 40. Irgendwie alles komisch, aber so musste ich noch einige Zeit warten, bis der Bus kam. Nach 40 Minuten ging es dann aber tatsächlich pünktlich los auf die rund 1,5h dauernde Fahrt.

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Nach Abu Dhabi fahren recht komfortable Reisebusse, nur etwas unglücklich für mich sind die ersten 3 Reihen für Frauen und Familien reserviert und ich sitze ungern weiter hinten. Es musste aber gehen und die kurze Strecke, zumal meist auf der Autobahn, sollte ich auch so überstehen. Immerhin ist die Fahrt mit 25 Dirham (rund 5 EUR) sehr günstig.

Kurz vor 10 kamen wir dann auch am zentralen Busbahnhof an, welcher auch recht nah im Zentrum Abu Dhabis liegt. Gut für einen Besuch der Stadt, weniger gut, wenn die große Moschee das Ziel ist, denn diese liegt rund 15km außerhalb des Zentrums. Nun hätte ich einen der Busse sicherlich dorthin nehmen können, aber ich wusste a) nicht welcher Bus mich dorthin geführt hätte und b) hätte es wahrscheinlich viel zu lang gedauert.
Also habe ich schnell ein Taxi genommen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass ich wusste, dass um 11 Uhr eine Führung stattfinden würde und die wollte ich gern mitmachen. Taxi fahren ist kein besonderer Luxus in den Emiraten, sondern ebenfalls eine sehr preiswerte Transportmöglichkeit. 30 Dirham kostete die Fahrt für die 15km (rund 6 EUR) und dafür war ich in rund 20 Minuten da gewesen. Nicht auszudenken, wie lang ich mit dem Bus für die Strecke gebraucht hätte…

Schon von weitem ist die Moschee eindrucksvoll zu sehen. Nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch, weil sie strahlend weiss in der Landschaft steht.

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Nun habe ich die letzten Tage ja schon das ein oder andere große Gebäude gesehen, aber diese Moschee war doch etwas ganz Besonderes. Sie steht hier recht isoliert auf einem Hügel und ist einfach eine beeindruckende Erscheinung, wobei sie ganz und gar nicht pompös wirkt, sondern eher erhaben in der Landschaft steht.

Dieses erste Staunen verstärkte sich dann noch bei der Ankunft, als ich dann vor diesem weissen Palast aus Säulen und Kuppeln stand. Das strahlende Weiss machte es zunächst schwer die Augen offen zu halten, aber als ich es dann schaffte, war es ein Moment in dem ich kurz die Luft angehalten habe. Gottseidank hatte ich kurz darauf eingeatmet, denn sonst wäre mir die Luft abermals weggeblieben, als ich dann in dem Säulengang mit Blick auf den Innenhof stand.
Jede der Säulen ist verziert mit einem Blumenmuster und auf dem weißen Mamorboden des Innenhofes sind ebenfalls Blumenmuster eingelassen. Diese sind nicht nur aufgemalt, sondern bestehen sämtlichst aus Halbedelsteinen, die hier in die Fliesen eingelassen wurden.

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Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, war noch Zeit für einen kurzen Rundgang gemacht bevor ich erstmal auf die Führung gewartet hatte. Die Führung umfasst ein paar Informationen zur Moschee, ihrer Geschichte und ihrer Gestaltung. Der Geschichtspart ist dabei nicht allzu lang, denn bei der Moschee hier handelt es sich nicht um ein historisches Gebäude, sondern um einen jungen Neubau. Erst 1986 begannen die Planungen und es dauerte dann noch 10 Jahre bis zum ersten Spatenstich und weitere 11 Jahre, bis das Gebäude dann fertig wurde. Initiiert wurde das ganze noch vom alten Scheich von Abu Dhabi, der aber vor der Vollendung verstarb. Es war sein Vermächtnis an sein Emirat und es soll wohl auch ein beträchtlich Teil der Finanzierung aus seinem Privatvermögen gekommen sein. Der alte Scheich war beliebt beim Volk, er wusste aber auch, dass Abu Dhabi nicht mit Dubai in Wettstreit treten kann, wenn es um Wolkenkratzer geht. Insofern hatte er sich für den Bau einer Moschee entschieden und zwar eine, an die sich jeder Besucher garantiert erinnern wird.
So entstand dieser Bau mit mehr als 1000 Säulen und über 80 Kuppeln, der für mehr als 40.000 Gläubige Platz zum Gebet bietet und damit zu den größten Moscheen der Welt gehört.

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Doch nicht nur das Äußere ist beeindruckend. Der nächste atemlose Moment stellte sich beim Betreten des Hauptgebetssaals ein. Durch eine Vorhalle mit kristallverzierten Fenstern und einem wunderschönen Glaskronleuchter betraten wir die Halle die dreigeteilt ist und in der sofort die drei weiteren enormen Glaskronleuchter ins Auge fallen. Sie wurden in Deutschland hergestellt und sind besetzt mit Swarowski-Kristallen. Der mittlere von Ihnen ist gar der größte Kronleuchter der Welt mit einer Höhe von 15 Metern und einem Gewicht von rund 10 Tonnen.

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Doch die Leuchter sind nicht das einzig beeindruckende. Der Teppich ist der größte handgeknüpfte Teppich auf der Welt. 1,5 Jahre hat die Herstellung gedauert und in dieser Zeit haben 1200 Frauen in Summe mehr als 2,2 Milliarden Knoten geknüpft, bis das 5600qm große Werk vollendet war.

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Ein weitere Blickfang ist die Rückwand des Innenraums. Hier sind die 99 Namen Allahs eingelassen und ein zusätzlich leeres Feld für den Namen Gottes, der sich nicht in Worte fassen lässt.
Insgesamt ist das ganze einfach überwältigend gewesen. Die Tour mitzumachen hatte sich auch schon dafür gelohnt, dass wir so in die Mitte der Haupthalle kamen, die für die normalen Besucher nicht zugänglich ist. Schon jetzt stand für mich fest, dass ich noch kein Gebäude gesehen habe, welches so jung und gleichzeitig so elegant und klassisch wie zeitlos ist.

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Der verstorbene Scheich von Abu Dhabi ist übrigens direkt neben der Moschee begraben in einem Mausoleum. Dieses darf aber nicht fotografiert werden. Wenn man aber vorbei geht, hört man ständig eine Stimme. Es ist ein Mann, der in einem kleinen Nebenraum sitzt und abwechselnd in Schichten dem verstorbenen Scheich 24h / 7 Tage die Woche Verse aus dem Koran vorliest.
Nach dem Ende der kurzen aber informativen Tour war es dann auch Mittags und die Sonne stand so, dass sie den ganzen Innenhof ausfüllte. Ich hatte nun auch soweit eigentlich alles gesehen und wollte erst zum Abend wiederkommen, wenn die Sonne tiefer stand, vorher bin ich aber nochmal kurz durch den normalen Besuchereingang ins Innere der Moschee gegangen.

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In der Zwischenzeit bis zum späten Nachmittag wollte ich einen Happen essen und bin so die Haupttreppe vor der Moschee hinunter, habe die Straße gequert und bin ein Stück gelaufen, in der Annahme, dass hier schon irgendwo ein Restaurant zu finden ist. Außer dem Verteidigungsministerium und dem Ritz-Carlton Hotel war hier aber nichts. Nun gut – einen schönen Blick auf die Moschee gab es auch noch…

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Also bin ich wieder zurückgestiefelt zur Moschee und da es nach den anderen Seiten auch nicht besser aussah, blieb mir nichts anderes übrig, als ein Taxi zu nehmen, um kurzzeitig hier wegzukommen.
Das Taxi hat mich dann zu einem Hotel mit angeschlossenem kleinen Einkaufszentrum gebracht, wo ich mich bei Starbucks etwas ausgeruht hatte. Ich hatte auch die Befürchtung, dass die weissen, reflektierenden Fließen mir einen Sonnenbrand verpasst hatten, aber dem war zum Glück nicht so.
Nach dieser Pause bin ich dann – abermals per Taxi – zurück zur Moschee, um noch ein paar Fotos bei tiefstehender Sonne zu machen sowie wenn die Sonne später untergegangen ist.

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Es lohnt sich absolut, auch zu dieser Tageszeit nochmal hier zu sein. Während Mittags der Innenhof am besten ausgeleuchtet war, ist nun mit der Beleuchtung der Säulengang mit den mehr als 1000 Säulen besonders schön. Und auch in die Moschee hinein bin ich bei Dunkelheit nochmal und dies war wirklich eine gute Idee, denn nun waren aller Lichter und Leuchter an und auch die Wand mit den 99 Namen von Allah war effektvoll beleuchtet. Dies hat dem ganzen Raum nochmals eine ganz andere Aura verliehen – viel mystischer.

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Dies war der krönende Abschluss des Tages hier bei diesem Gebäude. Es hatte sich absolut gelohnt, von Dubai hier hin zu fahren. Zwar ist Dubai für Touristen vielseitiger und die Infrastruktur besser, aber sowas wie diese Moschee hat es einfach nicht zu bieten. Für mich ist dieser Bau einer der schönsten Orte, die ich bislang besucht habe und vielleicht das Achte Weltwunder.

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Kurz nach 6 war ich dann aber auch fix und fertig gewesen und bin mit dem Taxi zur Busstation zurück, wo ich Glück hatte und recht schnell einen Bus nach Dubai bekommen habe. Gegen halb 10 war ich dann auch endlich wieder im Hotel angekommen und habe nur noch schnell die zahlreichen Bilder gesichert, bevor es ins Bett ging.

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