10 Funktionen, welche ich mir in Zukunft in Capture One wünsche

Vor einiger Zeit habe ich euch 10 Funktionen vorgestellt, welche Capture One besser umgesetzt hat als Lightroom. In diesem möchte ich euch heute meine Top-10-Funktionen vorstellen, die ich mir in Zukunft in Capture One wünschen würde, damit das Programm noch besser wird.

Insofern steigen wir ohne große Vorrede in die Liste ein:

Verbesserter Magic Brush und Magic Eraser

Der Magic Brush wurde erst 2021 neu in Capture One hinzugefügt. Er erlaubt es, schnell Maskierungen basierend auf ähnlichen Tonwerten vorzunehmen. Auch wenn manche das als Spielerei bezeichnen, so finde ich das Tool sehr praktisch und nutze es häufig, da es manchmal Selektionen erlaubt, die mit der Präzision mit anderen Werkzeugen nicht möglich wären.

Allerdings hat die aktuelle Umsetzung zwar wesentliche Schwachstellen:

  1. Selbst bei einer Einstellung der Toleranz von 0 wird immer noch zu viel selektiert. Hier müsste die Skala angepasst werden, so dass auch wirklich präzise Bereiche selektiert werden können
  2. Leider gibt es keine äquivalente Funktion zum Löschen, so dass man hier nur auf den normalen Radierer zugreifen kann. Eine Magic Eraser wäre in manchen Situationen eine echte Hilfe, um noch effizienter zu maskieren

Mit der vorhandenen Technologie des Magic Brush sollte eine solche Implementierungen eines „Magic Eraser“ eigentlich gut möglich sein.

Weitere intelligente Maskierungsfunktionen, wie eine Himmels- oder Motivauswahl, wie es sie in Lightroom gibt, wären natürlich auch willkommen.

Kombination von Pinsel/Radierer und Verläufen

Dieser Punkt ist auch auf der Liste der Vorteile von Lightroom gewesen, denn dort funktioniert das hier Beschriebene bereits.

In Capture One gibt es die Funktionen für lineare und radiale Verläufe. Will man diese jedoch mit dem Pinsel oder Radierer anpassen, so muss man die Maske zunächst rastern und verliert damit die Möglichkeit, den Verlauf später nochmal anpassen zu können. Hier wäre es ein echter Gewinn, wenn man die Tools auf einer Maske kombinieren könnte.

Auch die Nutzung mehrerer Verläufe in einer Maske wäre eine nützliche Funktion, z.B. ein Verlauf oben und einer unten, um die oberen und unteren Bereiche des Bildes abzudunkeln.

Lightroom zeigt an dieser Stelle, was möglich ist und ist mit dem Update im Oktober 2021 hier sogar nochmals deutlich flexibler geworden.

Unschärfe-Funktion (Bokeh-Funktion)

Dies ist vielleicht das einzige ganz neue Werkzeug, welches ich mir in Capture One wünschen würde. Quasi als Pendant zu Schärfen-Funktion eine „Bokeh-Funktion“, mit der man die Schärfe bewusst reduzieren kann, um Objekte besser freizustellen oder ein unruhiges Bokeh etwas zu glätten. Sicher nichts für jedes Bild, aber manchmal kann sowas schon reichen, um die Bildwirkung entsprechend zu verfeinern.

Vorschau des Schwellenwertes beim Schärfen

Die Schärfen-Funktion in Capture One funktioniert wirklich gut (in meinen Augen besser als in Lightroom). Allerdings vermisse ich eine Funktion. In Lightroom kann man gehaltener ALT-Taste beim Maskierungsregler sehen, welche Teile des Bildes geschärft werden und kann so den Schwellenwert entsprechend setzen.

In Capture One ist dies leider nicht möglich. Zudem ist der Regler für den Schwellenwert auch deutlich feiner eingestellt. Er erlaubt zwar auch Werte bis 100, aber in der Praxis sind eigentlich nur Werte von 0-1 sinnvoll.

Ein zweiter Werkzeugbereich

Capture One hat sehr viele Werkzeuge. Diese sind in Tabs gruppiert, aber trotzdem ist die Bildschirmhöhe oft ein limitierender Faktor. Leider kann man nur auf einer Seite des Bildschirmes die Werkzeuge andocken. Man kann diese zwar auch frei auf dem Bildschirm platzieren, doch oft sind sie dann im Weg.

Von daher würde ich mir wünschen, es gäbe 2 Werkzeugbereiche (einen links und einen rechts). Den heutigen Browser könnte man dann auch als Werkzeug in einem der beiden Bereiche anzeigen lassen.

Vollständiger DNG/HEIC-Support

Eigentlich möchte man meinen, dass ein RAW-Konverter heutzutage alle gängigen Dateiformate unterstützt. Leider ist das bei Capture One nicht ganz der Fall.

HEIC-Dateien werden zwar grundsätzlich unterstützt, allerdings funktioniert das Verschieben dieser Dateien in einen anderen Ordner nicht. Ein zwischenzeitliches Problem mit Hochkantaufnahmen im HEIC-Format wurde mit Version 15.2 endlich behoben.

Beim DNG-Format werden bestimmte DNG-Dateien nicht unterstützt. Hierzu zählen HDR-DNG-Dateien, wie sie Lightroom / Adobe Camera Raw erzeugen und Adobe Super Resolution-DNGs.
Auch hier kann man m.E. erwarten, dass eine vollständige Unterstützung des DNG-Formates umgesetzt ist.

Weißabgleich bei nicht-RAW-Dateien

Das man nur bei RAW-Dateien den Weißabgleich noch richtig verändern kann, ist bekannt. Dennoch funktionieren die entsprechenden Werkzeuge in den meisten Programmen auch mit JPG und TIFF-Dateien recht gut, wenn auch der Spielraum kleiner ist.
In Capture One sind diese Regler hingegen bei Nicht-RAW-Dateien meist gar nicht zu gebrauchen, da sie zu extremen Falschfarben führen.

Hier sollte Capture One dringend nachbessern, denn aktuell ist damit die Nutzbarkeit für nicht-RAW-Dateien deutlich eingeschränkt.

Luminanzmasken auch beim Klon-/Reparieren-Tool

Luminanzmasken sind eine gute Möglichkeit, lokale Anpassungen auf bestimmte Bereiche des Bildes zu beschränken. Dabei ist die Umsetzung in Capture One sehr gut und erlaubt sehr präzise Selektionen.

Schade ist jedoch, dass nicht bei allen Ebenentypen Luminanzmasken verfügbar sind, denn bei Klon- oder Reparier-Ebenen fehlt die Funktion schlicht. Dabei wäre sie jedoch hilfreich, um das Klonen/Reparieren auf bestimmte Helligkeitswerte zu beschränken und die Maskierung so zu vereinfachen.

Line-Mask-Tool (wie in On1 PhotoRaw)

Bei Verbesserungsmöglichkeiten lohnt auch immer der Blick zur Konkurrenz. In dem Fall ist es mal nicht Lightroom, sondern On1 PhotoRaw. PhotoRaw finde ich vom Konzept ja sehr gut und ich versuche es wirklich seit Jahren zu mögen, doch leider ist es bislang immer an der Performance und Bedienbarkeit gescheitert (hier geht es zu meinem Test von On1 PhotoRaw 2021).

Ein Tool, welches jedoch mit On1 PhotoRaw 2022 eingeführt wurde, finde ich sehr praktisch und würde auch die Maskierungsmöglichkeiten in Capture One bereichern: das Line Mask Tool. Dies erlaubt es, geometrische Formen durch zeichnen von Linien zu selektieren. Durch Ziehen der Linienteile können auch Kurven abgebildet werden. Das ganze ist in On1 PhotoRaw sehr flexibel und non-destruktiv umgesetzt.

HDR- und Panoramatools

Beide Funktionen wurden zwar mit Capture One Pro 22 ausgeliefert, allerdings sind sie in meinen Augen noch nicht ausgereift (hier geht es zu meinen Kurztest dieser Funktionen). Insofern würde ich mir hier zumindest wünschen, dass Capture One zu Lightroom aufschließt, bzw. optimalerweise sogar besser wird. Das betrifft Verbesserungen bei Deghosting und auffüllen der Kanten bzw. Zerren der Kanten und natürlich die allgemeine Genauigkeit beim Stitching.

Fazit

Das sind also meine Top 10-Verbesserungen, welche ich mir für Capture One wünsche. Manche erfordern sicher mehr Arbeit in der Umsetzung wie die Kombination der Verläufe mit Pinseln/Radierern oder das Line Mask Tool, andere wie ein verbesserter Magic Brush, ein Magic Eraser, Luminanzmasken bei Klonebenen sollten sich aber leicht umsetzen lassen.

Capture One ist heute ein wirklich gutes Programm und es bedeutet was, wenn ich nach so vielen Jahres Lightroom für dieses Programm hinter mir gelassen habe. Aber leider ist auch Capture One noch entfernt davon, perfekt zu sein. Von daher bleibt zu hoffen, dass die kommenden Versionen vielleicht den ein oder anderen Punkt dieser Liste abarbeiten.

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