Zitronenfest Menton 2016 – Tag 3: Villefranche-sur-Mer und Nizza am Abend

Der vorletzte Tag war heute schon angebrochen und es sollte ein Tag ohne Zitronenfest werden, an dem wir nochmal ein wenig Nizza erkunden wollten. Am Morgen stand jedoch noch ein anderer Ort auf dem Programm: Villefranche-sur-Mer. Ich war 2008 schon einmal in dem kleinen Küstenort und fand ihn damals recht malerisch und so hatten wir gestern Abend beschlossen, hier heute die Morgenstimmung für ein paar Fotos zu nutzen.

Insofern waren wir recht früh auf den Beinen und sind um Viertel vor 9 bereits in dem kleinen Ort, 10 min von Nizza entfernt, angekommen. Wir waren hier allerdings nur zu Dritt unterwegs, denn Tamas wollte die Zeit für einen Museumsbesuch nutzen (er sollte später bereuen, nicht mit uns gekommen zu sein).

 

Wie in Nizza, kann man auch in Villefranche die Besiedlung schon bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen. Wichtig wurde der Ort jedoch erstmals unter römischer Besiedlung, da der natürliche Hafen in der Bucht einen guten Stützpunkt bildete. Auch später diente der Ort immer wieder als Vorposten für Nizza, um die Stadt zu beschützen.

 Nach dem Rückzug der Römer und dem Fall des Karolingerreiches, wurde der Ort zum Grenzposten der Provence, weswegen er strategisch wichtige Bedeutung erlang. Später wurde der Ort – wie auch Nizza – Teil der Grafschaft Savoyen, bis das ganze Gebiet schließlich 1860 Frankreich angeschlossen wurde.

Wir begannen unseren heutigen Rundgang am Strand, wo sich in der Morgensonne ein schönes Panorama des Ortes mit seinen bunten Häusern bot. Für Pia kam natürlich noch der Faktor Wasser hinzu, wa schonmal für die ersten schönen Aufnahmen des Tages sorgte.

Danach sind wir dann in den Ort gelaufen und dort durch die Gassen spaziert, wo sich viele kleine hübsche Details für das oder andere Foto anboten.

Auch an der Rue Obscure kamen wir vorbei, die zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes gehört. Es handelt sich um eine überbaute Gasse aus dem Mittelalter, die heute allerdings recht verlassen war und wenn man es nicht wusste, hätte man diese “Hauptsehenswürdigkeit” wohl einfach übersehen.

Unser Weg führte uns im Anschluss hinauf bis zur Zitadelle. Einst war sie, wie auch das Fort Mont Alban oben auf dem Berg, Ausdruck der militärischen Bedeutung Villefranche’s. Heute befindet sich dagegen das Rathaus der Stadt in den Räumlichkeiten des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert.

Von hier ging es dann zurück in den Ort, wo wir uns am Wasser für einen zweiten Café niedergelassen hatten, bevor es zurück zum Bahnhof ging.

Noch eine Anekdote am Rande: Auch wenn es nicht so aussieht, aber Villefranche ist der größte Kreuzfahrthafen in Frankreich. Mehr als 200 Ozeanriesen liegen hier jedes Jahr vor Anker und bringen fast eine halbe Million Passagiere in den Ort. Möglich ist dies, da die Bucht von Menton zu den tiefsten natürlichen Buchten der Welt gehört. Allerdings ist der Hafen kein normaler, da die Schiffe in der Bucht vor Anker liegen und dann die Passagiere mit Tenderbooten an Land gehen.

Der Trip am Morgen hierher hatte sich definitiv gelohnt und wir alle hatten ein paar schöne Aufnahmen mitgenommen. Am Bahnhof angekommen mussten wir dann aber feststellen, dass aufgrund einer Störung unser Zug ausgefallen war: Also hieß es einige Zeit warten, bis wir wieder zurück nach Nizza konnten. Es passte aber ganz gut, so dass wir Tamas dann dort direkt wieder am Bahnhof getroffen hatten.

Gemeinsam sind wir dann zum Place Garibaldi gefahren, nachdem wir zuvor die Fotosachen im Hotel abgelegt hatten, um erstmal einen Happen zu uns zu nehmen, denn in der Mittagssonne waren die Bedingungen zum Fotografieren eh nicht ganz so gut. Danach sind wir wieder zurück zum Hotel, um Fotoapparate und auch gleich die Stative für die Nachtfotografie einzusammeln.

Für den Nachmittag und Abend ging es abermals in die Altstadt mit der Straßenbahn, da wir dort gestern einen Wasserfall auf dem Berg gesehen hatten und zu dem sollte es hinauf gehen.

Heute war allerdings auch großer Karnevalsumzug in Nizza und so konnten wir lediglich eine Station mit der Straßenbahn zurücklegen und mussten den Rest des Weges zu Fuß absolvieren. Aber wir waren ja nicht zum Vergnügen hier…

Über den Blumenmarkt ging es dann wieder in die Rue des Ponchettes, wo sich am Ende ein Aufzug befindet, der uns auf das Bergplateau mit dem Parc de la Colline du Chateau brachte. Die Enttäuschung war allerdings groß, als wir sehen mussten, dass der rauschende Wasserfall von gestern heute nur noch ein kleines Rinnsal war. Es konnte uns auch keiner Sagen warum das so war, selbst die ansässigen Souvenirstände haben sich über den Wasserausfall gewundert. Pia und ich haben es uns aber nicht nehmen lassen, auch dieses kleine Rinnsal abzufotografieren. Ansonsten boten vor allem die Bäume mit ihren Verästelungen im Gegenlicht ein lohnendes Motiv und für Andrea war das Highlight ein doppelter Espresso auf der Bergspitze.

Da uns das Wasser nicht hold war, haben wir dann beschlossen, wieder hinab zu laufen, um uns für die Bilder bei Sonnenuntergang in Position zu begeben. Hinab ging es einen Fußweg, welcher direkt am Yachthafen herauskommt und schon während des Abstiegs gab es einige Gelegenheiten, ein schönes Panorama des Hafens aufzunehmen.

Für den Sonnenuntergang hatten wir uns am Pointe de Rauba-Capeu eingefunden, jenem Felsenvorsprung, der die Altstadt vom Hafen trennt. Da gestern der Sonnenuntergang begleitet wurde von einem tollen pinkfarbenden Himmel, war meine Hoffnung, dass dies sich heute nochmal wiederholen würde.

Und während sich Pia, Andrea und Tamas dann in der Folgezeit mehr auf den Sonnenuntergang fokussierten, versuchte ich mit einigen Langzeitbelichtungen die Stimmung in Richtung des Hafens einzufangen (natürlich habe auch ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Aufnahmen von der untergehenden Sonne zu machen).

Nachdem die Sonne dann hinter dem Horizont verschwunden war, hatten wir noch eine schöne blaue Stunde zum Fotografieren, wobei gerade hier an dieser Ecke ein schöner Kontrast aus der warmen Straßenbeleuchtung und dem schon kühleren Tages- bzw. Nachtlicht entstand.

Direkt an der Ecke hier befand sich auch ein großes Denkmal, welches den gefallenen Einwohnern Nizzas im 1. Weltkrieg gewidment ist. Das Denkmal ist ein eine Nische des Berges eingelassen und in der Umrandung befinden sich die Namen der 3665 Menschen, die in den Jahren 1914 bis 1918 umgekommen sind. Die Jahreszahlen sind dabei auf den Stufen des Monuments zu finden. Seit 1928 steht das Denkmal an dieser Stelle, doch die Entscheidung über die Aufstellung fiel bereits 9 Jahre zuvor. In der Nacht sind die Zwischenräume des kleinen Zylinders der in der Mitte steht in den französischen Nationalfarben angeleuchtet.

Auf der anderen Straßenseite – dem Hafen zugewandt befindet sich ein Kreuz, welchem dem Jubiläum 1829 und dem Frieden von 1871 gewidmet ist. Während die letztere Jahreszahl sich wohl auf den Frieden von Frankfurt am 10.05.1871 bezieht, mit dem der deutsch-französische Krieg beendet wurde, bin ich mir nicht sicher, worauf sich das Jubiläum 1829 bezieht. Mit dem Friedenschluss verlor Frankreich einige Gebiete im Elsass und Lothringen an die Deutschen. Das einzige Jubiläum was ich für das Jahr 1829 gefunden habe, ist das 25-jährige Ende der französischen Republik – ein eher seltsames Jubiläum.

Wie dem auch sei, die Zeit verging natürlich wieder wie im Fluge und es war kurz nach 19 Uhr, als wir die Sachen einpackten und wieder zurück in Richtung der Altstadt gestiefelt sind, wo wir noch in einem kleinen Lokal hängen geblieben sind, für einen abendlichen Umtrunk in netter Atmosphäre. Es war wieder ein schöner Tag gewesen, der auch ganz ohne Zitronen und Orangen für viele schöne Fotos gesorgt hatte. Allerdings waren wir auch alle recht platt  – aber wir waren ja nicht…  naja ihr wisst schon….

 

Gesättigt sind wir dann wieder zurückgelaufen bis zu unserem Hotel, wobei wir unterwegs noch einen kurzen Fotohalt bei der Basilika Notre Dame de Nice eingelegt haben. Obwohl der Bau eher modern anmutet, ist er doch schon 1868 fertiggestellt worden. Es ist die größte Kirche in Nizza, allerdings nicht die Hauptkirche der Stadt. Vorbild für den Bau der Kirche solle die Kathedrale in Angers gewesen sein, wobei ich diesen Wiedererkennungseffekt nur sehr bedingt sehe. Das die Kirche uns moderner vorkam, als sie es tatsächlich ist, liegt wahrscheinlich an der sehr schönen Nachtlichtinstallation. Leider war es uns nicht möglich, um diese Zeit noch einen Blick hinein zu werfen, denn insbesondere das Rosettenfenster soll sehr schön sein.

Damit ging der Tag dann aber fotografisch endgültig zu Ende und kurz nach 10 waren wir wieder im Hotel angekommen. Uns blieb nun also nur noch der morgige Tag hier und dann sollte der diesjährige Fototrip auch schon wieder sein Ende gefunden haben. Dieses sollte aber entsprechend dem Anlass unserer Fahrt in Menton erfolgen und dafür galt es nun über Nacht nochmal etwas Energie zu tanken.

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