Wanderung auf dem Jakobsweg von Koblenz nach Trier – Tag 7: Bernkastel-Kues bis Piesport

Seit 2009 bin ich immer wieder auf dem Mosel Camino zwischen Koblenz Stolzenfels und Trier unterwegs gewesen und hatte letztes Jahr den Weg von Traben-Trabach bis Bernkastel-Kues zurückgelegt – eine recht kurze Etappe, die dem Wetter und der Verkehrsanbindung geschuldet war. Nun sollte es aber weitergehen, denn der Tag sah recht freundlich aus in diesem sonst doch recht regnerischen Frühjahr 2013. Startpunkt des Weges war natürlich wieder Bernkastel-Kues, schließlich war dies ja mein Endpunkt der letzten Tour gewesen. Da mir nur ein einziger Tag zum Wandern zur Verfügung stand, musste ich überlegen, bis wo ich gehe, um auch wieder zurück zu kommen, denn in diesem Teil der Mosel gibt es keine Bahnlinie mehr und die Busse fahren auch nur recht selten zurück nach Trier. So bin ich auf der Hintour mit dem Auto bis nach Piesport gefahren und habe von dort den Bus nach Bernkastel-Kues genommen. Ziel war es, dann den Weg zurück nach Piesport entlang des Mosel Camino zu laufen.

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Im Stadtteil Kues angekommen, ging es zunächst vorbei am Cusanus-Stift, der nach dem bekanntesten Sohn der Stadt, Nikolaus von Kues (Nikolaus Cusanus) benannt ist und von ihm gegründet wurde. Über die Moselbrücke ging es dann schon nicht mehr, denn die Wanderung sollte mich heute immer am linken Moselufer entlang führen. So ging es dann vor der Brücke hinunter auf den Moselweg, dem ich dann Richtung Ortsausgang gefolgt bin.

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Kurz vor dem Ende von Kues gibt es noch das Geburtshaus von Nikolaus Cusanus zu sehen, welcher einer der bedeutendsten Universalgelehrten des Mittelalters im 15. Jahrhundert war. Er war sowohl auf dem Gebiet der Theologie als auch der Philosophie und Mathematik bewandert und war aktiv an der Kirchenreform beteiligt. Während er in Italien, wo er einziger deutscher Kardinal zu seiner Zeit war, beerdigt ist, ruht sein Herz im Cusanusstift in Kues, so wie er es damals selbst verfügte.

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Damit lag dann auch der Ort hinter mir und es ging zügig weiter in Richtung Lieser, leider mit immer dichter werdender Bewölkung – irgendwie passen der Mosel Camino und gutes Wetter bei mir nicht zusammen.

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In Lieser angekommen gab es zunächst eine alte Poststation aus der Zeit von Thurn und Taxis zu sehen. Es handelt sich dabei um einen hübschen Innenhof, den man aber leicht übersehen würde, gäbe es nicht das große Schild am Eingang, welches auf die ehemalige Poststation hinweist. Danach habe ich mich kurz gestärkt und bin dann am Schloss Lieser vorbei weiter gelaufen. Das Schloss ist noch nicht sehr alt, es wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und war Sitz der Industrieellenfamilie Puricelli. Bis 1981 blieb das Schloss noch in Familienbesitz und empfing zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch mehrfach prominenten Besuch in Form des deutschen Kaisers Wilhelm II. Heute ist man dabei, dass Schloss in ein 4-Sterne-Hotel umzubauen.

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Hinter Lieser ging es noch ein weiteres Stück entlang der Mosel bis zur Moselbrücke bei Mühlheim, wo es dann zunächst kurz in den Wald ging, der mich in wenigen Serpentinen hinauf in den Weinberg führte. Ein kurzer aber anstrengender Anstieg, an dessen Ende jedoch eine schöne Aussicht über die Mosel und den Ort Brauneberg auf mich wartete. Interessant ist dabei die Kirche von Brauneberg, welche als einzige an der Mosel einen Zwiebelturm hat. Die Gegend hier war ursprünglich katholisch, doch 1649 wurde die Kirche durch einen Lutheraner besetzt und die Katholiken hatten fortan keine Kirche mehr im Ort. Erst die Besetzung des Gebietes durch die Franzosen brachte hier eine Änderung. Die Franzosen legten fest, dass in Orten mit 2 Kirchen jeweils die kleinere den Katholiken zugesprochen wird. Gibt es dagegen nur eine Kirche wie in Brauneberg, so sollte diese von beiden Konfessionen genutzt werden. Ihren Zwiebelturm bekam die Kirche allerdings erst später bei einem Neubau im Jahr 1775.

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Weiter ging es dann auf den Moselhöhen in Richtung Osann-Monzel. Immer wieder gab es dabei schöne Ausblicke auf die Landschaft und auch auf die jetzt blühenden Rapsfelder und Wildblumen.

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In Osann-Monzel bin ich kurz zur Kirche gegangen, um den schönen Ausblick zu genießen und dann führte mich die Wanderung einmal durch den Ort, wo ich mir erstmal was zu Trinken geholt und einige Pausen dank der hiesigen Katzen eingelegt hatte.

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Danach ging es weiter, wieder auf den Berg hinauf, was ein langgezogener Anstieg war. Oben angekommen hatte ich aber das Glück, auch gleich auf einen Brunnen zu treffen, wo ich meinen Wasservorrat nochmal auffüllen konnte. Nur wenig später war dann auch die Mosel erstmal aus dem Blick verschwunden uns es ging quer durch Waldgebiet bis ich schließlich bei der Schutzhütte Minheim ankam. Hier war nochmal eine kurze Rast angesagt, in der ich einen Blick in das Gästebuch der Schutzhütte geworfen hatte. Hier merkt man erst, wieviele Leute doch diesem Weg folgen. Hier biegt der Mosel Camino normalerweise in Richtung Klausen ab, um dann von Klausen zurück in Richtung Piesport zu verlaufen. Da die Zeit aber schon recht fortgeschritten war, habe ich hier den Camino für heute verlassen und bin auf einem direkteren Weg in Richtung Piesport weitergelaufen.

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Es waren rund 2 Kilometer, bis ich die Straße nach Piesport erreicht hatte und ab hier ging es dann recht stetig bergab. Zuvor bot sich nochmal ein schönes Moselpanorame. Von der Straße ging es zunächst auf einem Wirtschaftsweg weiter, der zu einer kleinen Kapelle führte, der Spoarkapelle. Hier war früher der Zugangsweg zu Piesport und als in Piesport die Lungenpest grassierte, wurde hier eine Sperre (Spoar) errichtet, um die Piesporter zu isolieren und so die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. An dieser Stelle war es aber auch, wo hilfsbereite Menschen aus den Nachbarorten den Piesportern Hilfsgüter hinbrachten. Trotzdem starben zwischen 1506 und 1508 von 98 Piesportern alle bis auf 16 Einwohner.

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Ein kleines Stück weiter öffnet sich der Wald dann und gibt den Blick auf das beeindruckende Moselpanorama von Piesport frei – sicherlich eines der schönsten Panoramen an der Mosel. Nun musste ich nur noch nach unten an den Fluss kommen und hoffte, einen Wanderweg zu finden, um der Straße zu auszuweichen, doch zumindest für den ersten Teil blieb mir keine andere Wahl. Dann habe ich aber doch noch eine Treppe im Weinberg gefunden und bin so hinunter in den Ort gekommen, vorbei an der römischen Kelteranlage. Hier lohnt es sich, beim jährlichen Weinfest hinzukommen, wenn die Kelteranlage wie zu Römerzeiten nochmal in Betrieb ist.

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Schließlich ging es dann noch über die Mosel, denn das Auto stand ja auf der anderen Seite. Bevor ich dann jedoch nach Hause gefahren bin, bin ich für einen kleinen Snack und ein Glas Wein noch im Weingut Später-Veit eingekehrt.

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Damit war auch diese Etappe am Mosel Camino geschafft und mit knapp 20km war sie auch wieder etwas länger. Trotz des nicht so sonnigen Wetters war es doch eine schöne Wanderung, welche wieder sehr abwechslungsreich war. Und ich bin wieder ein Stück näher an Trier herangekommen auf dem Mosel Camino. Bis zum nächsten Mal…