Reisebericht Kalifornien – 19.06.2009 – Mission Wein Teil 2

So, wieder zurück in Petaluma und damit auch zurück von Tag 2 im Napa Valley. Und es war wieder ein schöner und sonniger Tag, wenn auch nicht ganz so warm wie gestern – „nur“ knapp an die 30 Grad.

Sonoma

Heute morgen bin ich schon bei Sonnenschein aufgewacht und so stand nach einem Frühstück einem schönen Tag nichts mehr im Wege. Da im Napa Valley alles erst um 10 Uhr erwacht und es gerade mal kurz nach 8 war, bin ich erstmal nach Sonoma gefahren, der zweiten bekannten Weinstadt in der Gegend.

Sonoma ist so ziemlich das Gegenteil von Napa-Stadt was die Authenzität angeht. Während Napa so wirklich wie Disneyland ist, ist Sonoma eher die Realität, aber eine sehr schöne 🙂

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Neben vielen hübschen kleinen Häusern (viele bieten Bed- und Breakfast an), gibt es noch ein kleines hübsches Zentrum, so dass ich erstmal einen kleinen Spaziergang gemacht habe.

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Und noch etwas gab es in Sonoma zu sehen. Nach langer Zeit mal wieder eine Missionsstation: Mission San Francisco Solano.

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Es ist die letzte der 21 Missionen und sie wurde 1823 errichtet durch Jose Altimira. Gleichzeitig ist hier auch das Ende vom Camino Real.

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In der Mission drinnen war ich nicht, da sie noch nicht auf war, aber ich habe ja auch schon 2 oder 3 (oder so…) gesehen.

Domaines Carneros

Nach diesem Zwischenstop ging es dann weiter in Richtung Napa, doch kurz vor Napa selbst habe ich noch einen Fotostop angelegt bei den Domaines Carneros. Es handelt sich dabei um ein Weingut mit tollen Außenanlagen. Von der Tour wurde mir im Visitor Center ausdrücklich abgeraten, so dass ich mich auf ein paar Fotos beschränkte. Hier sieht man aber recht deutlich, wie der Begriff Weingut hierzulande gelebt wird.

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Wie so oft bei den Amerikanern ist das Schloss keineswegs historisch, sondern wurde erst 1988 nach dem Vorbild des französischen Schlosses Chateau de la Marquetterie erbaut.

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Zügig ging es dann weiter, denn geplant war es, kurz vor elf in der Mitte des Napa Valley zu sein, genauergesagt bei Mumm Napa Valley.

Mumm Napa Valley

So und wenn es jetzt bei dem Namen Mumm klingelt, dann geht es euch wie mir. Mumm in Eltville am Rhein – ist das etwa das Gleiche? Die Frage habe ich vor Ort auch gestellt, man konnte sie mir aber nicht beantworten. Man wusste nur, dass man als Mutter eine französische Champagnerfirma G.H. Mumm hat. Naja also musste ich das ganze selbst nachschlagen. In der Tat gibt es Mumm zwei Mal – das Champagnerhaus (G.H. Mumm) und das Sekthaus (Jules Mumm). Beide haben jedoch den gleichen Ursprung in einem gemeinsamen Unternehmen der 3 Mumm-Brüder Anfang des 19. Jahrhunderts. Während die Champagnermarke (und damit auch die US-Tochter) heute der Firma Pernod Ricard gehört, ist die Sektfirma von Rotkäppchen übernommen worden. Insofern ist der Name zwar gleich, aber die Unternehmen sind schon vor langer Zeit getrennte Wege gegangen.

However, der Grund warum ich hierher gefahren bin, war die von Mumm Napa Valley angebotene  kostenfreie Führung durch die Produktionsanlagen. Insofern eine schöne Ergänzung zur Weinproduktion jetzt die Sektproduktion zu sehen. Da ich der einzige war, der irgendwie um 11 schon auf den Beinen war, hatte ich sogar eine VIP-Führung nur für mich allein 😉

Zunächst ging es dazu zu ein paar Weinstöcken:

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Hierbei handelt es sich um die vier Trauben (nur 3 sind auch dem Bild erkennbar), aus denen der Sekt hergestellt wird: Pinot Noir (Grundlage aller Sekte hier), Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Gris (z.T. als Ersatz für den Chardonnay). Damit ist also eine rote Traube (Pinot Noir / Blauer Spätburgunder) die Grundlage alle Sekte, auch der Weissen!

Das man aus roten Trauben Weißwein herstellen kann (Blanc de Noir), war mir ja bekannt, jedoch hat dieser Weißwein dann doch meist noch einen rosa Schimmer – Sekt jedoch nicht. Das wird erreicht, indem man die Trauben in verschiedenen Tranchen presst und auch nur sehr sanft. Dann sind die ersten Tranchen in der Regel weiss und nur am Ende kommt der roséfarbende Saft. Hier die Traubenpresse:

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Die Trauben werden dabei für Sekt wesentlich früher als für Wein geerntet, um möglichst viel Säure zu haben und wenig Zucker. Danach startet dann der erste Gärungsprozess, welcher ein paar Tage bis ein paar Wochen dauern kann. Das ganze geschieht in folgenden Edelstahltanks:

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Am Ende der ersten Gärung hat der Wein (nichts anderes ist es zu dem Zeitpunkt) 11,5% Alkohol. Das Verfahren ist beim Champagner exakt das Gleiche, nur dass man einen Sekt nur dann Champagner nennen darf, wenn er aus der Champagne kommt. Ansonsten gibt es keinen Unterschied.

Nach der ersten Gärung kommt der Wein in Flaschen zusammen mit Hefe und Zucker. Danach kommt eine Plastikkappe und ein Kronkorken auf die Flasche.

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Dann kann der 2. Gärungsprozess beginnen an dessen Ende der Sekt ca. 12,5% Alkohol hat und auch das CO2 (Kohlensäure) genügend entstanden ist. Die Länge der Lagerung auf der Hefe bei der 2. Gärung bestimmt dabei die Form des Sprudels und den Geschmack des Sektes.

Am Ende der 2. Gärung beginnt der Rüttelprozess, um die Hefe in den Flaschenhals zu bekommen. Dabei wird jede Flasche täglich ein Stück gedreht (gerüttelt), so dass die Hefe langsam in den Flaschenhals rutscht.

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So war das zumindest früher!! Heute macht das eine Maschine genauer und schneller:

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Wenn die Hefe dann im Flaschenkopf ist, wird der Kopf der Flasche gefroren und geöffnet, wobei die gefrorene Hefe hinausschießt. Anschließend wird der Sekt dann ggf. mit Zucker gesüßt. Der Zuckergehalt eines Sekts ist damit nicht wie beim Wein vom Reifegrad der Trauben und dem Alkoholgehalt abhängig – das war mir neu 🙂

Das ist eine alte Dosage-Maschine, mit der das früher gemacht wurde:

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Schließlich kommt dann der Korken rein und das Metalgitter um den Flaschenkopf.

Insgesamt hat die Führung knapp 45min gedauert und war sehr informativ. Im Anschluss kann man sich noch 2 sehr schöne Fotogalerien von einem Starfotografen (der Stars ablichtet) und von Amsel Adams anschauen.

Sekt probiert hab ich nicht (bin ja nicht der große Sekttrinker), aber gelohnt hat sich der Stop. Weiter ging es dann als nächstes zum einem Weingut am West-Rand des Napa Valley, der Hess Collection.

Die Hess Collection und Beringer Wineries

Auch hier war ich nicht wegen dem Wein, sondern wegen der Austellung moderner Kunst, die das Museum beherbergt und die man kostenfrei besichten kann.

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Eine sehr lohnenswerte Ausstellung mit interessanten Exponaten. Mal was anderes als Wein hier im Valley 😉

Danach war es dann aber Zeit für eine Weinprobe und dafür ging es wieder in den Norden des Valleys zu Beringer Wineries, für die ich einen Gutschein hatte für eine kostenfreie Probe.

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Die Beringers stammen ursprünglich aus der Gegend um Mainz und sind vor über 100 Jahren hier her gekommen. Zu testen gab es 3 Weine und dabei habe ich mich für drei Weissweine entschieden – einen trockenen Riesling, einen Sauvignon Blanc und einen Chardonnay. Allesamt waren in Ordnung und der Riesling sicher der beste den ich in den USA bislang hatte, aber bei weitem nicht mit unseren Rieslingen konkurrenzfähig.

Sehenswert ist auch das Rhineland-House auf dem Anwesen:

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Nach dem Wein musste dann aber erstmal wieder was in den Magen und so habe ich wie ja schon gestern bei V. Sattui Halt gemacht und mir wieder ein leckeres Sandwich geholt.

Rutherford Ranch

Danach ging es dann weiter zur Rutherford Ranch, die mit einem Wein & Schokolade-Tasting werben. Da ich einen Gutschein für ein 2-für-1-Tasting hatte, bin ich dort hin. Ich war aber nur eine Person und „musste“ daher zwei Proben machen. Entschieden haben ich mich für die klassische Probe (4 aus 6 Weinen stehen zur Auswahl) und die Dessertweinprobe (2 Weine). Die klassischen Weine (ich hatte einen Sauvignon Blanc, einen Zinfandel, einen Cabernet Sauvignon und einen Rhiannon – eine Cuvee) waren allesamt gut trinkbar und insbesondere der Zinfandel und der Rhiannon haben sehr gut geschmeckt. Auch die beiden Dessertweine (ein Muskat und ein Port) waren gut. Das Zusammenspiel mit der Schokolade beschränkte sich auf ein Stück Schokolade zum letzten Wein – also mehr Nepp als wirkliches Highlight. Bleibt also eine Probe von insgesamt 6 Weine für 10 EUR, was ok ist, zumal die Weine in Ordnung waren. Mehr gab es hier aber auch nicht zu sehen und von daher gibts auch keine Fotos.

Da sich mittlerweile der Verkehr immer mehr staute, bin ich dann auch langsam wieder zurück gefahren. Für den Tag war es auch wieder genug gewesen.

Es waren zwei schöne Tage im Napa Valley und ich bin froh nicht nur den einen Tag gehabt zu haben. Morgen geht es dann auf die letzte Etappe einmal um die südliche Bay herum nach San Francisco.

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