Reisebericht Ostküste: 03.05.2007 – Graue Haare in Boston

Gestern hieß es also bye bye New York und ab nach Boston. Davor stand aber erstmal die Herausforderung des Aufstehens um 5 Uhr morgens und kurz nach 6 ab zur Mietwagenstation am Flughafen Newark zu kommen. Dort haben wir einen Subaru bekommen, eine Art SUV. Ist soweit in Ordnung. Dann noch kurz die Elektrik installiert (i.W. Laptop und GPS-Empfänger für die Navigation) und schon ging es los nach…. ja wohin eigentlich?

Dank der übersichtlichen Straßen und der sehr frühzeitigen Anzeige von Abbiegungen ging es erstmal in eine ganz ganz andere Richtung als gedacht. Also Wenden und zweiter Versuch. Vorbei an Manhattan ging es auf der Jersey-Seite, dann kurz durch die Bronx und dann endlich raus aus New York. Das ganze allerdings im dicken Berufsverkehr, so dass ich Blut und Wasser geschwitzt habe und es sicherlich einige neue graue Haare gegeben hat.

Danach war die Fahrt aber recht entspannend, da es weitgehend auf großen Strassen (Interstates oder größere Landstrassen) vorwärts ging. Auch in Boston fanden wir den Weg zum Hotel im ersten Anlauf, so dass wir 12:30 Uhr da waren. Effektive Fahrzeit waren circa 5 Stunden.

Danach ging es direkt nach Boston rein. Das Hotel (Four Point Boston Logan Airport) hat einen kostenlosen Shuttle zur U-Bahn, was die Sache natürlich erleichtert. Erste Station war dann der Boston Common. Da hier auch gleich ein Besucherzentrum war, nutzten wir die Gelegenheit 12 USD für eine 90 minütige Tour über den Freedom Trail zu investieren. Unser Tourguide war dabei in historische Gewänder gekleidet und versuchte der Führung einen authentischen Hauch zu geben. Nach der Führung sind wir den ersten Teil des Freedom Trails nochmal so abgelaufen.

Boston Freedom Trail

Der Freedom Trail ist ein Stadtspaziergang durch Boston und Charlestown, der vorbei an verschiedenen Stätten mit Bezug zur amerikanischen Unabhänigkeitsbewegung führt. Dem Weg kann man ganz einfach folgen, da er durch rote Backsteine auf dem Fußweg immer gekennzeichnet ist.

Erster Halt ist der Boston Common, die älteste städtische Parkanlage der USA. Der Park nicht immer ein solcher, sonder war u.a. Militärgelände, Weideland und Platz öffentlicher Hängungen.

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Direkt am Boston Common liegen drei weitere Sehenswürdigkeiten – das State House, das Shaw-Denkmal und die Park Street Church.

Das Gelände des State House gehörte einem der wichtigsten Männer der Stadt, John Hancock. Er war an den wichtigsten Ereignissen der Unabhänigkeitsbewegung beteiligt, u.a. der Boston Tea Party. Hancock verstarb hoch verschuldet, so dass seine Erben das Gelände später verkaufen mussten.

Das State House selbst diente als Ersatz für das zu klein gewordene alte State House, war aber selbst nach wenigen Jahren schon wieder zu klein und musste erweitert werden. Noch heute hat der Gouverneur von Boston hier seine Büros.

Am Besten erkennt man das State House an seiner goldenen Kuppel, die jedoch in der Vergangenheit nicht immer golden war, sondern mal grau, dann gelb, dann gold, wieder grau usw.

Das State House ist auch der Punkt auf den sich alle Entfernungsangaben nach Boston beziehen. Dies ist besonders, da sonst eigentlich immer die Stadtgrenze der Referenzpunkt für Entfernungen in Amerika ist.

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Vor dem State House steht das Shaw-Denkmal, als Gedenken an das erste schwarze Regiment im amerikanischen Bürgerkrieg unter Führung von Colonel Shaw.

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An einer Ecke des Boston Common steht dann noch die Park Street Church, die durch ihren weißen Turm gut erkennbar ist.

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Weiter ging es dann zum Granary Burying Ground, einem Friedhof unweit des Boston Common. Unter anderem finden sich hier die Gräber von John Hancock, Robert Treat Paine und Samuel Adams, die alle drei die Unabhängigkeitserklärung der USA mit unterzeichnet haben.

Weiterhin ist hier Paul Revere begraben, ein wichtiger Kämpfer der Unabhängigkeitsbewegung.

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Der nächste Halt ist die Kings Chapel, die erste anglikanische Kirche der Stadt.

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Vorbei geht es dann an der Old City Hall und dem Old South Meeting House bis zum Old State House.

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Das Old State House – einst höchstes Gebäude der Stadt – ist das älteste öffentliche Gebäude Bostons. Das es mal das höchste Gebäude der Stadt war, lässt sich heute nicht mehr wirklich erahnen. 1713 erbaut, beherbergte es zunächst Handelsräume im Erdgeschoss und oberhalb die Räume des königlichen Gouverneurs. 1776 wurde vom Balkon dieses Gebäudes die amerikanische Unabhänigkeitserklärung verlesen. Danach war es Regierungssitz von Massachusetts bis die Geschäfte 1798 in das neue State House am Boston Common verlagert wurden.

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Vor dem Gebäude ist der Platz, an dem 1770 das Boston Massaker stattfand. Hierbei wurden fünf amerikanische Demonstranten von englischen Soldaten erschossen, nachdem es zuvor zu einem Wortgefecht um einer Barbier-Rechnung kam. Dieses Ereignis war ein wichtiger Punkt im Unabhängigkeitskrieg.

Letzte Station des gestrigen Tages waren Faneuil Hall und Quincy Market. Faneuil Hall ist eine ehemalige Markthalle, die heute Souveniergeschäfte und eine Post beheimatet. Quincy Hall ist heute eine tolle Halle mit vielen kleinen Imbiss-Läden. Auf jeden Fall zu empfehlen!

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Nach der Führung sind wir diesen Teil des Freedom Trails nochmal separat abgelaufen und wollten dann einen kurzen Stadtspaziergang zum Hafen machen. Aus dem kurz wurden dann gute zwei Stunden, da wir einmal falsch abgebogen sind und bereits im Büroviertel von Süd-Boston waren. Meine Füsse haben es mir gedankt (wenn ich nach Deutschland komme, habe ich wahrscheinlich komplette Plattfüsse).

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Zum Schluss sind wir dann in ein Restaurant nahe der Faneuil Hall eingefallen. Dort gab es Fried Shrimps mit Pommes und diversen Dips für mich und ein Gläschen Weißwein. Damit war dann auch ein langer Tag vorbei, aber immerhin bei tollem Wetter.

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